Qualitätsprobleme in der Kripo NRW - Folge 4: "Organisationsstruktur"
„Neuorganisation der Kreispolizeibehörden“
09.04.2019 - Auf die Anfang 1990 begonnene Umorganisation der Kreispolizeibehörden in NRW soll in dieser Analyse nur kurz eingegangen werden, da den Protogonisten dieses „GS-Modells“ auf der Grundlage der dezentralen Kriminalitätsbekämpfung im Lauf der folgenden 10 Jahre schnell bewusst gemacht werden konnte, wie unsinnig und schädlich diese Organisationsform als Antwort auf die zunehmende „Internationalisierung der Kriminalität“ war. Die Entwicklung der Kriminalstatistik in dieser Zeit sorgte für ein Übriges.
„180 Kriminalpolizeien“ in NRW unter 180 Führungskräften auf der Ebene der Polizeiinspektionen wurden bereits Anfang 2003 durch Pilotprojekte in Köln und Aachen auf der Grundlage eines Gutachtens von Prof. Scheu, ehemaliger Landespolizeipräsident in Hessen und seiner Kommission letztlich in eine Organisation mit einer eigenständigen Direktion Kriminalität in jeder Kreispolizeibehörde zurückgeführt. Dennoch, gute 5 Jahre wurde Personal verschoben, Türschilder ausgewechselt und sonderbare "Bekämpfungsstrategien" auf Stadt- oder Ortsteil bezogen, ergaben groteske Einsatzsituationen.
Gerade in diesen 10 Jahren war es an der Tagesordnung, den „Nachwuchs“ für die Kriminalpolizei fast ausschließlich aus lebensälteren Beamten des Wachdienstes ohne kriminalistische Aus- und Fortbildung zu rekrutieren (siehe hierzu das Kapitel „Einheitsausbildung“ und „Einführungsfortbildung“).
Während dieser Organisationsform verschwand die „Bezeichnung Kriminalpolizei“ in der innerdienstlichen Kommunikation fast ganz, die Kripo wurde umbenannt in „Ermittlungsdienst“. Erst nach der Rückführung in die heutige Organisation ist der Begriff „Kriminalpolizei“ wieder zurückgekehrt – nicht zuletzt aufgrund der Medien und der Öffentlichkeit, die mit dem „Ermittlungsdienst“ nichts anfangen konnten.
2006 war dann Schluss mit dem Unsinn, der damalige Innenminister Dr. Ingo Wolf, FDP, begann "behutsam" aber stetig, diesen Treppenwitz der Inneren Sicherheit zurückzufahren. Seit 2008/2009 gibt es wieder fachlich zuständige Direktionen (früher Abteilungen) für Gefahrenabwehr, Kriminalitätsbekämpfung, Verkehr und Verwaltung...
Und jetzt, da es im Landrat Lippe zum "Skandal von Lügde" kam, wagen sich die "Neuorganisierer" wieder aus ihren Löchern und fordern umfangreiche Veränderungen in der Struktur der Polizei NRW. Als wenn weniger Behörden, man will natürlich die Landräte "entmachten", mehr Qualität produzieren. Nein, die Polizei braucht Führung in der Fläche, bestens ausgebildetes Personal im gehobenen und höheren Dienst in Schutz- und Kriminalpolizei, mit anschließender Qualifizierung und Fortbildung für schwerere Kriminalitätsformen... Ständige Umorganisationsversuche lähmen die polizeiliche Arbeit, Qualifikation und aufgabenorientierte Ausbildung an der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung fördern Qualität und Leistungsfähigkeit... (siehe Folgen 1 und 2)