Sind Journalisten eigentlich kritikfähig?
08.07.2019 - Darf man Journalisten "kritisieren"? Und wenn ja, wie gehen sie mit dieser Kritik um? Normalerweise belasse ich es bei einem "Facebook-Post" und den dazu geschriebenen Kommentaren. Immerhin verfüge ich mit rund 650 Kontakten unterschiedlicher politischer und gesellschaftlicher Richtung, wobei ich bewusst auf eine breite Öffentlichkeit verzichte, um möglichen "Wutbürgern" und Menschen, die zu Beleidigungen und "Hasstexten" neigen, keine Plattform zu bieten. Die Kommentare zu diesem Post zeigen, dass meine Kritik an der Moderation von Martin von Mauschwitz in der Aktuellen Stunde am 04.07.2019 offenbar von nicht wenigen geteilt wird.
Zum besseren Verständnis nachfolgend meine Kritik und die Antwort des WDR Moderators:
Wilfried Albishausen: "Aktuelle Stunde im WDR von heute...
Zwei aus meiner Sicht Aufreger: Neuer Beschuldigter in Sachen Lügde - statt die Ermittlungen zu loben, wieder die Frage, was Herbert Reul falsch gemacht haben könnte... Was soll das Herr Martin von Mauschwitz? Haben Sie sich mal mit Ermittlungen, bei denen Kinder vernommen bzw. angehört werden müssen, beschäftigt?
Nächster Beitrag zu Clan-Razzien: Da werden "Kriminalexperten" zitiert, die Razzien und Einsätze wie bei der Hochzeit von gestern als nicht sinnvoll ansehen... Klares Statement von mir nach 43 Dienstjahren u. a. Organisierte Kriminalität: Solche Einsätze sind für die Aufklärung krimineller Strukturen elementar wichtig... Der Ordnungsdezernent Kromberg hat es mit wenigen Worten treffend auf den Punkt gebracht...
Herr Martin von Mauschwitz, wenn Sie mögen, können wir gerne mal telefonieren..."
Martin von Mauschwitz: " Lieber Albishausen, die Frage an unseren Reporter im Landtag zielte auf die politische Verantwortung des Innenministers für die zahlreichen Polizeipannen im Fall Lügde. Sie zu stellen halte ich für journalistische Pflicht. Was die Kriminalexperten angeht: Denen können wir schlecht vorschreiben, wie sie die Sache einschätzen. Es ist Ihnen natürlich unbenommen, zu einer anderen Einschätzung zu kommen."
Erstmal, von Mauschwitz hat überhaupt geantwortet, was beim WDR nicht unbedingt zum Standard gehört. Kritik per WDR App wird "freundlichst" entgegen genommen, die Weiterleitung an die zuständige Redaktion versprochen, eine Antwort auf Frage oder Kritik bleibt dennoch aus.
Aber "Stopp". Sehen wir uns die Antwort von Martin von Mauschwitz mal genauer an. Entweder hat er meine Kritik an der jetzt seit Wochen immer "wieder" gestellten Frage, was Reul falsch gemacht haben könnte, überlesen oder einfach ignoriert. Ich tendiere zu der letzteren Möglichkeit. Immerhin haben die Leser und Kommentatoren meines Posts das offenbar richtig verstanden, deutliche Worte fand ein ehemaliger Journalist des WDR, der sogar von Populismus seitens des WDR sprach. "Journalistische Pflicht", wie von Mauschwitz behauptet, ist es, über Fehlverhalten zu berichten, aber nicht immer wiederkehrend jede Gelegenheit zu nutzen, einen bisher untadeligen Innenminister zu diskreditieren. Viele Wiederholungen prägen sich beim Zuschauer allerdings ein, und das ist dann in der Tat Populismus. Ich rate Martin von Mauschwitz einfach abzuwarten, der kommende Untersuchungsausschuss des Landtages bietet ihm sicher noch Gelegenheiten, Innenminister Reul journalistisch "zu grillen".
Die Antwort auf meine Kritik zur Wirkung und Bedeutung von Razzien gegen die Clankriminalität ist nicht weniger daneben. Die erwähnten "Kriminalexperten" (Plural) werden nicht namentlich genannt. Ich glaube zu ahnen, warum weder Namen, noch Gesichter oder Funktionen erwähnt wurden. Ist es heute doch geübte Praxis auch aus der Polizei heraus Kritik an der Politik zu üben. Darüber hinaus verfügen die Gewerkschaften und Verbände über entsprechende Experten... Warum also diese "anonymisierte Expertise", die zu dem noch oberflächlich und falsch ist. Insoweit klingt die lapidare Antwort des Moderators ziemlich arrogant und fördert den Schluss, auch hier scheint jedes Mittel recht, Innenminister Reul mal wieder "einen einzuschenken".
Und nein, mein Angebot zu einem Gespräch hat Martin von Mauschwitz nicht angenommen. Muss er auch nicht, immerhin hat er wohl auch viel zu tun.
Interessant dann die am Tag danach folgende Sendung. Wieder ein Bericht zu Lügde, diesmal von Catherine Vogel anmoderiert... Ohne Minister-Bashing... Geht doch!