Kriminalstatistik 2003

Kriminalität in NRW auf Rekordhöhe
Erneuter Anstieg auf nunmehr 1,49 Millionen Straftaten bei einer Aufklärung von nur 47,5%

"Tatort Internet" Tummelplatz auch für Kriminelle

Duisburg, 30.01.2004 - "Mit der Vorlage der Kriminalstatistik 2003 werden die Defizite in Organisation, Aus- und Fortbildung sowie des nicht optimalen Personaleinsatzes, mit der die Polizei und insbesondere die Kriminalpolizei in Nordrhein-Westfalen zu kämpfen hat, mehr als deutlich. Wenn Innenminister Behrens die "erfolgreiche Bekämpfung" des Autodiebstahls im Vergleich zu 1963 herausstellt, so ist dies sicherlich auch und besonders auf moderne Diebstahlssicherungen der Automobilindustrie zurückzuführen. Mit einer solchen Betrachtungsweise der Kriminalstatistik könnte man auch die Zahl der Überfälle auf Postkutschen" betrachten, die bis heute sogar auf Null gesenkt werden konnten", erklärte der BDK-Landesvorsitzende Wilfried Albishausen ein wenig irritiert heute in Duisburg.

"Die vorliegende Kriminalstatistik 2003 zeigt einmal mehr, dass wir es mit einer Steigerung der Kriminalität in unserer nordrhein-westfälischen Gesellschaft zu tun haben. Der Straftatenanstieg ist eben nicht nur auf das zunehmend durch Onlineverfahren vereinfachte Anzeigeverhalten der Bevölkerung oder etwa ausschließliche Dunkelfeldaufhellung durch polizeiliche Kontrollen zurückzuführen, sondern es sind vor allem überörtliche Straftäter, die uns beim Wohnungseinbruch und den qualifizierten Diebstählen aus Kraftfahrzeugen auf der Nase herumtanzen und zunehmend nicht nur das subjektive Sicherheitsgefühl sondern auch die objektive Sicherheit in Nordrhein-Westfalen erheblich beeinträchtigen", fügte Albishausen hinzu.

Gewaltkriminalität (Körperverletzung und Raub)

Und nicht nur die, sondern auch die mit erheblichen Erziehungsdefiziten ausgestattete Jugendliche und Heranwachsende auch unter den Spätaussiedlern und ausländischen Mitbürgern sind es, die uns mit wachsender Gewaltbereitschaft und -anwendung das Leben schwer machen. Diesem Phänomen stehen Polizei und vor allem die Justiz offensichtlich hilflos gegenüber. Erziehungsmaßregeln und Arreste nach dem Jugendstrafrecht werden von den Betroffenen soweit überhaupt verhängt als "Fun-Events" empfunden, von Erziehung und Therapie keine Rede. Hier müssen die Maßnahmen der Justiz mit Freizeitarresten früher einsetzen, nicht erst, wenn der Jugendliche sich zum Straftäter bereits entwickelt hat. Die Fallzahlen und der Anteil der Jugendlichen und Heranwachsenden bei Straßenraub (72%), Handtaschenraub (62%) und Taschendiebstahl (54%) sowie beim Automatendiebstahl (63%) sprechen für sich. "Ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft und für eine zu weit abgesetzte Politik", sagte Albishausen gegenüber Pressevertretern in Duisburg.

Häusliche Gewalt ist nur ein kleiner Teil im Spektrum der Gewaltkriminalität. Diese Fallzahlen (16.000) führen nicht immer zu Körperverletzungs-Anzeigen durch die Polizei. Auch bereits vor der "Sonderauswertung" dieser Fallzahlen wurden die Fälle mit Körperverletzungen von der Polizei angezeigt, so dass die Steigerung der Körperverletzungsdelikte nur in geringem Maße mit dem Anzeigeverhalten bei Häuslicher Gewalt erklärt werden.

So ist auch deutlich herauszuheben, dass gerade die "schwereren Delikte der Körperverletzung, wie gefährliche und schwere Körperverletzung erneut um 6,5% angestiegen sind.

Wohnungseinbruch

"Die Aufklärungsquote beim Wohnungseinbruch mit nur landesdurchschnittlich 16% zeigt das ganze Dilemma einer verfehlten Polizeiorganisation, die noch immer mit dezentraler Strategie versucht, zentral agierende Einbrecherbanden mit hoher Mobilität und einer technischen Ausstattung, wie wir sie uns für die Kriminalpolizei wünschen würden, dingfest zu machen", erklärte Wilfried Albishausen in Duisburg. In den Behörden, in denen massiv mit leistungsstarken zentralen kriminalpolizeilichen Organisationen dagegen gehalten wird, haben sich bereits erste Erfolge eingestellt.

Noch immer fehlt es in Nordhrein-Westfalen an einer flächendeckenden Tatortarbeit von Spezialisten, die die Spurenlage und damit die Grundvoraussetzung einer sattelfesten Beweisführung im Strafverfahren gewährleisten. "Uns fehlen Spezialisten an allen Ecken und Kanten, eine nur schleppend beginnende Fortbildung für "Neueinsteiger" in den Kriminalkommissariaten hilft nicht weiter. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen wurden ins "kalte Wasser" geworfen, Aus- und Fortbildung wurde ihnen vorenthalten."

Die Initiative von Innenminister Behrens, die DNA zur Standardmaßnahme der Erkennungsdienstlichen Behandlung zu machen, begrüßt der BDK ausdrücklich. Umso schlimmer, wie eine geeignete Maßnahme zur Verbrechensaufklärung und zur Vorbeugung von Abgeordneten der SPD-Fraktion und von Bündnis 90/Die Grünen mit fadenscheinigen Argumenten "niedergemacht" wird. Wer den Bürgerinnen und Bürgern mehr Angst vor dem Staat als vor den Straftätern suggeriert, muss sich nicht wundern, wenn Nordrhein-Westfalen ein El Dorado für Straftäter bietet.

Betrug/Internetkriminalität

Das Internet mit allen seinen Vorteilen für unsere heutige "Wissensgesellschaft" ist nicht neu. Um so erstaunlicher, dass Politik und die "Vordenker" in der Polizei die Entwicklung auch krimineller Nutzung des Netzes mehr oder weniger verschlafen haben. "Wir gehen offensichtlich nicht mehr analytisch an Straftaten und Straftäter heran, so hätte vor Jahren schon deutlich werden müssen, dass das Internet auch zum Tummelplatz für Kriminelle wird. Kinderpornografie, Erpessungen, Geldwäsche, Computersobatage und natürlich auch reichliche Betrugshandlungen sowie ein riesiger Hehlermarkt kennzeichnen auch das Bild des Internets, erläuterte Albishausen in Duisburg. "Auktionshäuser" wie beispielsweise Ebay mit einer Vielzahl synonymer Nutzer bleibt weitgehend unbeachtet. Mangels einer Zentralstelle, die Fahndung im Netz betreiben sollte, finden Wohnungs- und Autoaufbrecher einen ungestörten Raum, ihre Beute gewinnbringend "an den Mann" zu bringen.

Verlässliche Zahlen über die Nutzung des Internets für Straftaten liegen mangels differenzierender Erhebungen im Rahmen der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht vor. Dennoch wissen wir aus der Praxis, dass zunehmend Computer von Straftätern zur Begehung von Straftaten genutzt werden. Nur wenige Mitarbeiter stehen den Behörden zur Auswertung umfangreicher Daten auf sichergestellten Festplatten zur Verfügung. In einigen Behörden betragen die Rückstände bis zu einem Jahr. Der Mangel an zeitnaher Beweisführung wirkt sich natürlich auch auf die Strafverfahren negativ aus.

"Während sich Straftäter die Begehung der Straftaten über das Internet immer leichter machen, beschäftigt sich die Polizei zunehmend mit sich selbst. Die mühsame Einführung einer flächendeckenden Vernetzung der Polizei und die damit verbundene Softwareentwicklung bindet Kräfte, die uns bei der Kriminalitätsbekämpfung fehlen", erklärte der BDK-Landesvorsitzende abschließend in Duisburg.

Für Rückfragen: 0173/5437253 (Landesvorsitzender Wilfried Albishausen)

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