Kriminalstatistik 2012
Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt Erfolge und mahnt zum Handeln
Düsseldorf, 11. März 2013 - Die heute von Innenminister Ralf Jäger vorgestellte Kriminalstatistik für das vergangene Jahr vermittelt ein sehr uneinheitliches und zugleich unvollständiges Bild von der Entwicklung der Kriminalität im vergangen Jahr. Rückgänge bei Jugend- und Gewaltkriminalität sind ebenso erfreuliche Entwicklungen, wie die vom Minister dargestellten besonderen Ermittlungserfolge im Bereich der Computer- oder Einbruchskriminalität. Diese Erfolge sind durchweg einer Bündelung von hoch engagierten und kompetenten Kriminalistinnen und Kriminalisten in Ermittlungskommissionen, spezialisierten und personell gut ausgestatteten Dienststellen oder dem Cybercrime-Kompetenzzentrum beim Landeskriminalamt zu verdanken.
Der vom BDK prognostizierte Wandel von der Straßen- zur Internetkriminalität setzt sich im Jahr 2012 fort und erfordert neue Strategien des Personaleinsatzes und der Personalverteilung.
Einbruchskriminalität
Im Bereich der Einbruchskriminalität belegt der hohe Anteil der nicht erfolgreichen Einbrüche eindrucksvoll, wie wirksam gute gesicherte Fenster und Türen die Einbrecher abhalten können. Die gute Präventionsarbeit der Kriminalpolizei zeigt hier Wirkung. Die hohe Zahl der Versuche zeigt aber, dass die Einbrecher solange ein Objekt suchen, bis sie erfolgreich sind. Dennoch dokumentiert die Kriminalstatik auch eine unverändert hohe Zahl vollendeter Einbrüche. Geringere Steigerungsquoten als in anderen Ländern sind ein schwacher Trost. Bestimmte Tätergruppen lassen sich von Schutzeinrichtungen eben nicht nachhaltig vom Begehen von Einbrüchen abhalten. Sie wählen ihre Tatobjekte so gezielt aus, dass ihnen der Erfolg sicher ist. Dieses Eindringen in ihre Privatsphäre ist für die Opfer immer ein extrem belastendes Ereignis. "Daher müssen wir dafür sorgen, dass deutlich mehr als nur jeder siebte Einbrecher gefasst wird. Das Entdeckungsrisiko für sie ist in NRW einfach zu gering. Das schaffen wir jedoch nur mit weiteren Kriminalisten. Alles andere ist Augenwischerei und führt die besten Konzepte ad absurdum.", bemängelt der BDK-Landesvorsitzende Wilfried Albishausen. Der Kriminalpolizei liegen viele Hinweise auf aktive Wohnungseinbrecherbanden vor, die aber nur in Ermittlungskommissionen mit langem Atem und kompetenten Kriminalisten ihrer Serientaten überführt werden können. Gerade osteuropäische Tätergruppierungen können nur mit personal- und kostenintensiven, verdeckten Ermittlungsmaßnahmen überführt werden. Die Kolleginnen und Kollegen der Kriminalpolizei in NRW schieben derzeit einen Berg von 2 Millionen Überstunden dauerhaft vor sich her. Insgesamt fehlen der Kripo hierzulande 2.000 Beamtinnen und Beamte. Die Konzentration von Ermittlungskapazitäten führt immer zwangsläufig auch zu Engpässen in anderen Kriminalitätsbereichen, wie das sprichwörtliche Ziehen am zu kurzen Tischtuch.
Beteiligung der Straftäter an den Ermittlungskosten
Der BDK hat dem Landtag bereits mehrere Möglichkeiten vorgeschlagen, wie die Polizeiarbeit dauerhaft auf einen finanziell sichereren Boden gestellt werden könnte. So werden die Straftäter bis dato nur in Ausnahmefällen an den Kosten der Ermittlungstätigkeiten beteiligt. Während Verkehrssündern in Bußgeldbescheiden auch Verwaltungskosten auferlegt werden, geschieht dies in Strafverfahren nur sehr selten in größeren Ermittlungsverfahren. "Wenn von den 1,5 Millionen Straftaten, die die Polizei bearbeitet, nur 500.000 bei der Justiz durch Verurteilungen oder Ermessenseinstellungen erledigt würden und in jedem Fall durchschnittlich 150 Euro an Ermittlungskosten zu zahlen wären, würde das den Haushalt um 75 Millionen Euro jährlich entlasten.", rechnet Wilfried Albishausen vor.
Keine Opferstatistik
Die von Innenminister Jäger vorgestellten Kriminalitätsdaten zeigen jedoch nur ein höchst unzureichendes Bild von der tatsächlichen Kriminalitätsentwicklung im Jahr 2012. Erfasst werden ausschließlich die Ermittlungsverfahren, die die Polizei im vergangenen Jahr bearbeitet hat. Die Zählweise orientiert sich hierbei an den bearbeiteten Fällen, obgleich die Opferzahlen vor allem im Bereich Betrugs- und Computerkriminalität in der Regel ein Vielfaches ausmachen. "Wenn ein Täter durch eine Tat 100 Opfer schädigt, dann sollten wir diese Opferzahlen auch als das Maß unserer Arbeit sehen und werten. Nur so werden wir sowohl den Geschädigten als auch der Arbeitsbelastung der Kollegen gerecht.", mahnt Wilfried Albishausen und fordert, die polizeiliche Kriminalstatik grundlegend auf den Prüfstand zu stellen.